Besonders in letzter Zeit fällt der Indo-Pazifik immer wieder mit militärischen Spannungen auf. Das jüngste Glied der Kette: eine Eskalation zwischen China und Taiwan. Hunderte chinesische Militärflugzeuge haben in den letzten Tagen die Luftverteidigungszone von Taiwan verletzt. Das Weiße Haus beschuldigt Peking mit „Destabilisierung“. China gibt an, jeder Unabhängigkeitsbestrebung von Taipeh entgegenwirken zu wollen.
Der von ständigen militärischen Spannungen gekennzeichnete Indo-Pazifik rückt in letzter Zeit immer stärker ins Rampenlicht. Nach dem kontroversen Rückzug aus Afghanistan haben besonders der AUKUS-Pakt und die Raketentests von Nordkorea die Region wieder in den Fokus der internationalen Gemeinschaft gestellt. Nun folgt eine erneute Eskalation der Lage zwischen China und Taiwan.
Mit so vielen Flugzeugen wie nie zuvor, forderte die chinesische Luftwaffe die Luftverteidigung von Taiwan heraus. In den letzten vier Tagen wurde die Luftverteidigungszone (ADIZ) des Inselstaates von 145 chinesischen Flugzeugen verletzt. Zuletzt entsandte die chinesische Luftwaffe am Montag 52 Militärflugzeuge in die Luftverteidigungszone – eine zuvor beispiellose Zahl. Laut Taipeh befanden sich unter den 52 chinesischen Flugzeugen ein Dutzend Nuklearbomber und drei Dutzend Kampfjets.
Bei der Luftverteidigungszone eines Landes handelt es sich jedoch nicht um den Luftraum. Die amerikanische Bundesluftfahrtverwaltung definiert die ADIZ als „ein festgelegter Luftraum über Land oder Wasser, in dem ein Land im Interesse der nationalen Sicherheit die sofortige Identifikation, Lokalisierung und Luftverkehrskontrolle von Flugzeugen erfordert“.
Die Zahl der chinesischen Verstöße nahm seit dem 1. Oktober, dem chinesischen Nationalfeiertag, dramatisch zu. Mit der Machtdemonstration erhofft sich China eine Stärkung des Herrschaftsanspruch über das selbst-regierte Taiwan. Das Weiße Haus verurteilte die chinesischen Aktionen. „Wir rufen China dazu auf, militärischen, diplomatischen und wirtschaftlichen Druck und Gewalt gegen Taiwan einzustellen“, betonte Pressesprecherin Psaki. Die Verpflichtung der USA gegenüber Taiwan sei „felsenfest“. Daneben führte Psaki aber auch an, hochrangige Beamte in Washington seien im Kontakt mit Peking und würden die erforderlichen diplomatischen Nachrichten senden.
Auch das amerikanische Außenministerium forderte ein Ende der chinesischen Verstöße. Sprecher Ned Price bezeichnete die Überflüge der Luftverteidigungszone des Inselstaates als „provokativ und destabilisierend“. Price schloss sich dem Aufruf von Psaki an, Druck und Gewalt gegen Taipeh einzustellen.
Taiwans Rat für Festlandangelegenheiten charakterisierte die Verletzungen der Luftverteidigungszone als „verantwortungslose Provokationen“. Taiwan sei „fest entschlossen, die nationale Souveränität, Würde und den Frieden in der Taiwan-Straße zu verteidigen“, hieß es in einer Erklärung des Rates. Zudem sei man im Kontakt mit Verbündeten, um die chinesischen Aktionen einzudämmen.
Das chinesische Außenministerium hingegen beklagte die amerikanischen Waffenlieferungen an Taiwan. Diese seien „negative und provokative Aktionen, die den chinesisch-amerikanischen Beziehungen schaden und den regionalen Frieden stören“, so die Sprecherin Hua Chunying. Zu den Verstößen äußerte sie sich, man würde lediglich „nötige Maßnahmen treffen und jegliche Versuche zur Unabhängigkeit von Taiwan entschlossen zerstören“. Peking warnt die Regierung in Taipeh regelmäßig vor Unabhängigkeitsbestrebungen.
Inmitten der militärischen Spannungen befinden sich aktuell zwei amerikanische und ein britischer Flugzeugträger im Indo-Pazifik. Die amerikanischen Flugzeugträger USS Ronald Reagan und USS Carl Vinson führen zusammen mit dem britischen Flugzeugträger HMS Queen Elizabeth regelmäßige Militärmanöver durch.