Während Freitagsgebeten wurde eine schiitische Moschee in der afghanischen Stadt Kunduz Ziel eines Bombenanschlags. Dabei sollen mindestens 50 Menschen ums Leben gekommen sein. Hinter dem Anschlag wird die IS-Terrororganisation vermutet.
Erneut erschütterte eine Explosion Afghanistan. Eine schiitische Moschee in der nördlichen Stadt Kunduz wurde von einem Bombenanschlag ins Visier genommen. Laut Quellen aus dem lokalen Krankenhaus sollen dabei mindestens 50 Menschen ums Leben gekommen sein, berichtet die Nachrichtenagentur AFP. Dutzende Menschen seien zudem verletzt worden. Der Zwischenfall ist der tödlichste Anschlag in Afghanistan seit dem Rückzug aller US und NATO-Truppen.
Es sei ein „totales Desaster“ und alle Fenster in der Nähe der Moschee seien zertrümmert, betonten lokale Bewohner gegenüber der Wall Street Journal. Zudem könne man auch menschliche Körperteile auf den Straßen liegen sehen. Grausame Videos und Fotos aus Kunduz zeigten das Innere der Moschee nur Minuten nach dem Anschlag und bestätigten Aussagen der Bewohner – blutüberströmte Menschen und Körperteile lagen auf dem Boden der Moschee in der Sayedabad Straße.
Taliban-Sprecher Zabihullah Mudschahid gab an, man habe „Spezialkräfte des Islamischen Emirates“ zur Moschee entsandt. Diese würden eine Ermittlung über den Angriff starten, um die Angreifer ausfindig zu machen.
Bis jetzt wurde die Verantwortung für den Anschlag von keiner Gruppe übernommen, doch hinter dem Massaker in Kunduz steckt mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit der afghanische Arm der IS-Terrororganisation, bezeichnet als ISIS-K für IS-Khorasan. In den letzten Jahren wurde die schiitische Gesellschaft in Afghanistan immer wieder Opfer von Angriffen der Terrororganisation. Nun fürchten Experten einen höheren Einfluss des IS im Land und eine Ausweitung der Terroranschläge. Nach dem Afghanistan-Rückzug und der Übernahme des Landes durch die Taliban ist eine deutliche Zunahme der Anschläge durch den IS zu beobachten. Der Anschlag auf den Kabuler Flughafen und eine Explosion in einer weiteren Moschee vor einigen Wochen belegen dies.
Zwischen der Taliban und dem IS herrschen tiefe Differenzen im Hinblick auf sowohl religiöse als auch politische Themen. Schon bereits seit Jahren bekämpfen sie sich gegenseitig.