Die Taliban haben die Einnahme der letzten afghanischen Provinz Panjshir verkündet. Nach zwei Wochen schwerer Zusammenstöße mit Widerstandsgruppen im Panjshir-Tal, gab ein Taliban-Sprecher die „vollständige Eroberung“ der Provinz an.
Drei Wochen nach dem Fall von Kabul soll nun auch die letzte afghanische Provinz Panjshir in die Hände der Taliban gefallen sein. Dies behauptete Taliban-Sprecher Zabehullah Mudschahid auf einer Pressekonferenz in Kabul.
Zuvor veröffentlichten Quellen aus der Region Aufnahmen aus dem Zentrum des Panjshir-Tals. Taliban-Kämpfer posierten mit ihren Waffen vor dem Büro des Gouverneurs und hissten die weiße Flagge der Taliban mit dem islamischen Glaubensbekenntnis.
Ein Großteil der ehemaligen afghanischen Beamten seien dabei aus Panjshir in Nachbarländer geflohen, gab der Taliban-Sprecher Mudschahid an und öffnete gleichzeitig die Tür für die Rückkehr dieser Beamten. „Sie können jederzeit zurückkehren“, sagte Mudschahid.
„Wir wollten die Situation in Panjshir mit Gesprächen lösen, wir haben es wirklich versucht“, hieß es weiterhin von Mudschahid. Für die erfolglosen Verhandlungen der letzten Wochen machte er diejenigen verantwortlich, „die mit Waffen und Fahrzeugen des Staatshaushalts nach Panjshir geflohen sind und eine negative Einstellung gegen die Delegationen der Taliban gezeigt haben“.
Zudem entschuldigte sich der Taliban-Sprecher für jeglichen Schaden aufgrund von Störungen wie Ausfall des Mobilfunknetzes im Tal und versicherte dem Volk von Panjshir „die gleichen Rechte wie alle anderen Bürger des Landes“. Demnach sei das Volk von Panjshir ein „integraler Bestandteil“ von Afghanistan.
Die Behauptungen der Taliban zur vollständigen Eroberung von Panjshir wurden jedoch von der Nationalen Widerstandsfront Afghanistans (NRF) dementiert. Der Widerstand unter der Leitung von Ahmad Massoud gab an, immer noch in strategischen Gebieten im Panjshir-Tal präsent zu sein.
„Die Behauptungen der Taliban entsprechen nicht der Realität“, äußerte sich NRF-Sprecher Ali Nazary und beteuerte die Kontrolle der NRF über einen Großteil des zentralen Bezirks Bazarak. Ihr Kampf gegen die Taliban und deren Partner werde andauern, bis sich Gerechtigkeit und Freiheit durchsetzen, so Nazary.
Ahmad Massoud selbst meldete sich über seine Facebook-Seite. Seine Truppen seien immer noch in Panjshir und kämpften weiterhin gegen die Taliban, verkündete Massoud in einer Sprachnachricht. Daneben rief er zu einem „nationalen Aufstand“ gegen die Taliban auf. „Ich rufe euch auf, einen nationalen Aufstand gegen die Taliban für die Ehre, die Freiheit und den Wohlstand unseres Landes zu beginnen wo auch immer ihr seid, in Afghanistan oder im Ausland“, lauteten die Worte von Massoud.
Massoud richtete sich in seiner Sprachnachricht mit einer Anschuldigung auch an die internationale Gemeinschaft. Sie habe den Taliban militärisches und politisches Selbstbewusstsein geschenkt. Ferner warf der Anführer des Widerstands in Panjshir der internationalen Gemeinschaft vor, die Taliban legitimiert zu haben.