Der plötzliche Putsch in Tunesien ist aktuell eines der wichtigsten Ereignisse im Fokus der internationalen Gemeinschaft. Unter Berufung auf Quellen in der Nähe von Premierminister Mechichi enthüllte Middle East Eye nun neue Infomationen über die ersten Momente des Putsches. Demnach wurde Mechichi das Opfer physischer Gewalt im Palast von Präsident Kais Said.
Ziemlich vieles passierte in der tunesischen Politik in den letzten Tagen. Zuerst fanden starke Demonstrationen gegen die Regierung statt. Die tunesischen Bürger beschwerten sich über die kritische wirtschaftliche Lage und immer höher werdende Infektionszahlen. Für beides machten sie die Politik der Regierung verantwortlich.
Am Abend des 25. Juli kam es schließlich ganz unerwartet zum Putsch. Besonders Anhänger der Regierung bezeichneten die Ansprachen und Entscheidungen von Präsident Kais Said als solches. Said gab bekannt, er habe Premierminister Mechichi von seinem Amt entlassen, das Parlament für 30 Tage suspendiert und jegliche Immunität der Abgeordneten aufgehoben. Bereits kurz danach wurden die ersten Politiker verhaftet während die tunesische Armee nun auf den Straßen zu sehen war. Die Regierungskritiker und wütenden Demonstranten feierten während Anhänger der Regierung entzornt waren. Sie gaben an, keine Information über den Aufenthaltsort von Premierminister Mechichi zu haben und kein Kontakt zu ihm aufbauen zu können. Lokalen Medien zufolge befand sich Mechichi im Palast des Präsidenten.
Nun stellt sich heraus, dass der Premierminister dort Opfer pysischer Gewalt wurde – und das in Anwesenheit von ägyptischen Sicherheitsoffizieren. Dem Premierminister nahe Quellen berichteten gegenüber Middle East Eye, dass Mechichi mehrmals dazu aufgefordert wurde von seinem Amt zurückzutreten. Als er dieser Forderung jedoch jedes einzige Mal widersprach, wurde er zusammengeschlagen und erlitt “signifikante” Wunden, unter anderem auch im Gesichtsbereich, so die Quellen.
Die Wunden in seinem Gesicht waren laut denselben Quellen auch der Grund warum Mechichi seit dem Putsch keinen öffentlichen Auftritt hatte. Er wollte sich nicht mit Wunden im Gesicht zeigen lassen, weshalb der Premierminister nach seinem – wie es aussieht schmerzvollen – Aufenthalt im Palast direkt nach Hause gefahren und seitdem nicht gesehen wurde.
Bei einer weiteren interessanten Enthüllung handelt es sich um die Personen die anwesend waren, als auf Mechichi eingeschlagen wurde. Während der Gewalt gegen den Premierminister befanden sich ägyptische Sicherheitsbeamte vor Ort, so die Quellen in der Nähe von Mechichi. In diesem Zusammenhang wurde auch angegeben, Abdulfettah al-Sisi habe jede mögliche Hilfe für den Putsch in Tunesien bereitgestellt und eben selber militärische und weitere Beamte in das Land zur Unterstützung von Präsident Said geschickt. Die Freude von ägyptischen Regierungsanhängern über den Putsch in Tunesien machte sich in den sozialen Medien deutlich bemerkbar.
Auch regierungsfreundliche Kreise in den Vereinigten Arabischen Emiraten freuten sich riesig über den Putsch. Schließlich handle es sich um einen “weiteren Schlag” gegen die Muslimbruderschaft, eines der größten Rivalen der VAE im arabischen Raum. Die VAE sind ein weiteres Glied in der Kette der Unterstützer des Putsches, zeigen die vor kurzem enthüllten Informationen. Ägypten habe seine Sicherheits- und Militärbeamten mit Unterstützung des Kronprinzen der VAE, Mohammed bin Zayed, nach Tunesien geschickt, bestätigen die Quellen in der Nähe des tunesischen Premierministers Mechichi.