Das FBI hat einen 42-jährigen US-Marine-Ingenieur verhaftet, nachdem er versucht haben soll, Geheimnisse amerikanischer Atom-U-Boote an ein fremdes Land zu verkaufen. Seine Frau wird mit Unterstützung der Tat beschuldigt und wurde ebenfalls gefasst.
US-Behörden in West Virginia verhafteten einen 42-jährigen US-Marine-Ingenieur aus Maryland und seine Frau mit dem Vorwurf des versuchten Verkaufs vertraulicher Informationen. Der Ingenieur Jonathan Toebbe und seine Frau Diana Toebbe sollen mehrmals versucht haben, Geheimnisse amerikanischer Atom-U-Boote an eine fremde Regierung zu verkaufen, behaupteten das amerikanische Justizministerium und das FBI.
Angesichts amerikanischer Bestrebungen im Indo-Pazifik erntete der Fall große Aufmerksamkeit in den USA, denn bei den Atom-U-Booten handle es sich um die Angriffs-U-Boote der Virginia-Klasse, so die Gerichtsdokumente zum Fall. Diese nuklear angetriebenen Virginia-U-Boote stehen im Zentrum des AUKUS-Pakts zwischen den USA, Großbritannien und Australien. Demnach soll Australien mit Atom-U-Booten dieser Klasse ausgestattet werden. Die aktuelle Relevanz dieser U-Boote in der amerikanischen Außenpolitik verstärkte deshalb die öffentliche Aufmerksamkeit zum Versuch des Toebbe-Paares.
Laut den offiziellen Gerichtsdokumenten ist die fremde Regierung aber zu gar keiner Zeit an die Geheimnisse der Virginia-U-Boote gekommen. Der Ansprechpartner, den Jonathan Toebbe und seine Frau für den Repräsentanten der fremden Regierung hielten, entpuppte sich in Wahrheit als einen FBI-Agenten.
Der erste Versuch des Toebbe-Paares sei im April des letzten Jahres erfolgt, informierte das FBI. Der Marine-Ingenieur habe im Rahmen seiner Tätigkeit geheime Informationen zu den U-Booten angesammelt und das Paket an eine fremde Regierung versandt. In einem Brief soll er zudem sein Interesse verkündet haben, Bedienungsanleitungen, Leistungsmeldungen und weitere vertrauliche Informationen zu verkaufen, berichtet VOA unter Berufung auf das FBI. „Ich entschuldige mich für die schlechte Übersetzung in ihre Sprache, bitte senden sie diesen Brief an ihren militärischen Geheimdienst. Ich denke, dass diese Informationen einen großen Wert für ihre Nation hat, dies ist kein Betrug“, hieß es in dem Brief, den Jonathan Toebbe an die bislang nicht bekanntgegebene fremde Regierung adressierte.
Das Paket landete aber nicht wie von Toebbe erhofft bei der fremden Regierung, sondern dem FBI-Attaché in diesem Land. Der Inlandsgeheimdienst bekam Wind von der Absicht des Paares. Nachdem der Plan des Toebbe-Paares aufflog, habe das FBI eine Undercover-Operation organisiert und das Paar mehrmals mit der Zahlung von hohen Geldsummen von bis zu 100 Tausend Dollar in Form von Kryptowährungen geködert, teilte NBC News mit. Jonathan und Diana Toebbe schluckten den Köder und lieferten schließlich die angeforderten Informationen.
Dabei sollen die Toebbes die Informationen auf SD-Karten übetragen und an zuvor mit dem Repräsentanten der fremden Regierung – in Wahrheit ein FBI-Agent – vereinbarte Standorte geliefert haben. Das Paar habe die SD-Karten in eine Plastikfolie gewickelt und in Erdnussbutterbrötchen oder Kaugummipackungen geliefert, so die Anklage. Inhalt der SD-Karten seien Baupläne bzw. Designpläne und Leistungscharakteristiken der Virginia-U-Boote, dokumentierte das Justizministerium.
Laut Informationen von NBC News verfasste Jonathan Toebbe nach dem Abschluss des Informationsaustausch und der Zahlung von 100 Tausend Dollar sogar einen Dankesbrief an den angeblichen Repräsentanten: „Eines Tages, wenn es sicher ist, werden zwei alte Freunde vielleicht in einem Cafe zusammenkommen, eine Flasche Wein teilen und über Geschichten ihrer gemeinsamen Gewinne lachen. Ich werde mich immer an Ihren Mut zum Dienste ihres Landes und ihr Engagement mir zu helfen erinnern.“
Am Samstag (9. Oktober) wurde das Paar schließlich in West Virginia gefasst. Zudem wurde eine Hausdurchsuchung angeordnet. Rund 30 FBI-Agenten sollen dabei das Haus der Toebbes in Annapolis, Maryland durchsucht haben, berichtete die New York Times. Jonathan und Diana Toebbe werden am Dienstag (12. Oktober) vor Gericht erscheinen.
Seit Jahren versuchen amerikanische Rivalen wie China und Russland die Details zum Antrieb von US-U-Booten in ihre Hände zu bekommen. Laut den Informationen in der Anklage gingen Experten aber davon aus, dass das Angebot der Toebbes nicht einem Rivalen, sondern einem Verbündeten galt, so die New York Times.