In einer deutlichen Nachricht an China verkündete Taiwans Präsidentin Tsai Ing-Wen, der Inselstaat werde sich dem Druck aus China nicht beugen. Die aktuellen Spannungen bezeichnete sie als die „komplexeste Situation der letzten 72 Jahre“.

Tsai Ing-Wen: "Wir werden uns dem Druck aus China nicht beugen."

Mit eindeutigen Botschaften wandte sich die taiwanische Präsidentin Tsai Ing-Wen an China: „Wir werden uns dem Druck aus China nicht beugen. Niemand kann uns dazu zwingen, den von China auferlegten Weg zu folgen“. In einer Rede in Taipeh anlässlich des Nationalfeiertags verdeutlichte sie, dass der Inselstaat trotz der zahlreichen Warnungen und zum Teil Drohungen aus China standhaft bleiben wird.

Im Rahmen der Feierlichkeiten strömten Menschen aus allen Altersgruppen in Taipeh auf die Straßen mit taiwanische Flaggen in den Händen. Viele bekleideten sich in den Nationalfarben. Die Hauptstadt wurde von einer rot-blau-weißen Menschenmenge regelrecht bedeckt. Vor dem Präsidentenpalast richtete sich die taiwanische Präsidentin Tsai Ing-Wen schließlich an ihre Mitbürger.

Laut Ing-Wen befindet sich das kleine Taiwan in der „komplexesten Situation der letzten 72 Jahre“ – seit dem Ende des chinesischen Bürgerkrieges. Mit ihrer Ansprache antwortete Tsai Ing-Wen auf die gestrige (9. Oktober) Rede des chinesischen Präsidenten Xi Jinping, in welcher er Taiwan erneut vor Unabhängigkeitsbestrebungen warnte und eine Wiedervereinigung mit der Insel versprach.

In ihrer Reaktion auf Peking zeigte sich die taiwanische Präsidentin Ing-Wen vorsichtig, aber dennoch entschlossen. Demnach hoffe Taiwan auf eine Beruhigung der Beziehungen und werde nicht harsch agieren. „Doch es sollte absolut keine Illusionen geben, dass sich das Volk von Taiwan dem Druck beugen wird“, so Ing-Wen.

„Je mehr wir erreichen, desto mehr Druck übt China aus“, hob die Präsidentin hervor. An dieser Stelle rief sie ihre Mitbürger dazu auf, wachsam zu bleiben: „Wir haben jetzt nicht das Privileg, unachtsam zu sein“.

Ferner versicherte sie die Ausweitung defensiver Maßnahmen des selbst-regierten Inselstaates: „Wir werden unsere nationale Verteidigung weiter ausbauen und unsere Entschlossenheit uns zu verteidigen demonstrieren, so dass niemand Taiwan dazu zwingen kann, dem von China auferlegten Weg zu folgen“.

Der von China vorgeschlagene Weg sei „weder eine frei, noch demokratische Lebensweise für Taiwan“, betonte die Präsidentin und fügte hinzu, der chinesische Weg sei auch nicht im Interesse der Souveränität des taiwanischen Volkes. „Unsere Position ist es, den Status-Quo zu bewahren und wir werden alles daran setzen, um eine einseitige Veränderung des Status-Quo zu verhindern“, sagte Ing-Wen zur aktuellen Lage.

Taiwan sei an der vordersten Front eines Gefechts zwischen Demokratie und Autoritarismus. „Im Moment sind freie und demokratische Länder aufgrund der Ausbreitung des Autoritarismus alarmiert und Taiwan befindet sich an der vordersten Front der Verteidigungslinie von Demokratien“, so die Präsidentin.

Besonders in den letzten Wochen erhöhte China den militärischen Druck auf Taiwan. Hunderte Flugzeuge der chinesischen Luftwaffe haben zuletzt innerhalb nur weniger Tage mehrmals gegen die Luftverteidigungszone von Taiwan verstoßen. Peking strebt eine Wiedervereinigung mit dem Inselstaat an und sieht Taiwan als einen integralen Bestandteil von China. Sowohl die Wiedervereinigung, als auch der Vorschlag zur Einführung eines Systems ähnlich wie in Hong Kong stoßen in Taipeh auf Widerstand.