Sudan ist zu einem Militärputsch aufgewacht. In den Morgenstunden stürmte das Militär das Haus von Premierminister Abdalla Hamdouk und stellte ihn unter Hausarrest. Generalstabschef Abdulfattah al-Burhan rief den Ausnahmezustand aus, wobei das Land bis zu den nächsten Wahlen von der Armee regiert werden soll.
Nach einem Militärputsch wurde im Sudan der Ausnahmezustand ausgerufen. Sowohl der Übergangsrat als auch die Regierung von Premierminister Abdalla Hamdouk wurden aufgelöst. Der Premierminister selbst wurde unter Hausarrest gestellt und mehrere Minister, darunter auch die Industrie- und Informationsminister wurden verhaftet.
In den Morgenstunden wurde zunächst das Haus von Premierminister Hamdouk gestürmt. Der Premierminister sei verhaftet und unter Hausarrest gestellt worden, nachdem er sich geweigert habe, eine Erklärung zur Unterstützung des Militärputsches zu veröffentlichen, teilte das Informationsministerium mit. Nach dem Vorbild des Premierministers rief das Ministerium, welches offenbar immer noch unter der Kontrolle der Hamdouk-Regierung steht, das Volk zum Widerstand gegen den Putsch auf.
Den Aufrufen des Premierministers, Informationsministeriums und mehreren zivilen Organisationen folgte das sudanesische Volk. Unmittelbar nachdem klar wurde, dass es sich um einen Putsch handelt, strömten die Menschen auf die Straßen in der Hauptstadt Khartum. Mit Parolen gegen den Militärputsch und sudanesischen Flaggen in den Händen wurden Barrikaden errichtet und Feuer gelegt. Dem Informationsministerium zufolge sollen Militäreinheiten auf die Menschenmassen das Feuer eröffnet haben. Dabei seien mindestens 12 Demonstranten verletzt worden, bestätigte eine Ärztevereinigung. Doch trotz des Vorfalls liefen die Demonstrationen weiter und nach wie vor ertönten Parolen gegen den Putsch. „Das Volk ist stärker, es gibt kein Weg zurück“ und ähnliche Parolen waren in ganz Khartum zu hören.
Der Mann hinter dem Staatsstreich, Leiter des de-facto Regierungsrats und zugleich Generalstabschef Abdulfattah al-Burhan hielt eine Pressekonferenz nur wenige Stunden nach dem Putsch. Al-Burhan rief den Ausnahmezustand aus und gab die Auflösung des Übergangsrates und der Regierung bekannt. Man werde nun eine „kompetente Regierung“ bilden, betonte al-Burhan und fügte hinzu, die Armee werde das Land bis zu den nächsten Wahlen in 2023 regieren. „Die Armee wird mit dem demokratischen Übergang fortfahren“, so al-Burhan. Schon vor einigen Wochen setzte sich al-Burhan für die Auflösung der Regierung ein. Dies sei nötig, um die politische Zwickmühle zu überwinden, sagte er damals.
Die UN sei besorgt über den Putschversuch, betonte der UN-Sondergesandte für Sudan Volker Perthes: „Ich bin zutiefst besorgt über die Berichte eines laufenden Putsches und Bestrebungen, den politischen Übergang in Sudan zu untergraben. Die Verhaftungen des Premierministers, von Regierungsbeamten und Politikern sind inakzeptabel.“ In seiner Pressemitteilung rief Perthes zur Freilassung von verhafteten oder unter Hausarrest gestellten Personen auf.
Eine ähnliche Aussage kam von der US-Botschaft in Khartum. Die USA sei zutiefst besorgt über die Ereignisse. „Wir verurteilen Aktionen, die den demokratischen Übergang in Sudan untergraben“, hob die Erklärung hervor. Amerikanischen Staatsbürgern wurde geraten, Schutz zu suchen und nicht zum Flughafen oder zur US-Botschaft zu kommen.
Auch Bundesaußenminister Maas äußerte sich in einer Pressemitteilung des Auswärtigen Amtes zur aktuellen Lage im afrikanischen Land: „Die Meldungen über einen erneuten Putschversuch in Sudan sind bestürzend, der Versuch ist klar zu verurteilen. Ich rufe alle, die im Sudan Verantwortung für die Sicherheit und die staatliche Ordnung tragen auf, den friedlichen politischen Übergangsprozess in Sudan hin zu einer Demokratie fortzuführen und den Willen der Bevölkerung zu respektieren. Dieser Umsturzversuch muss sofort beendet werden. Die politisch Verantwortlichen müssen ihre Meinungsverschiedenheiten in einem friedlichen Dialog lösen. Dies sind sie den Menschen in Sudan, die für ein Ende der Diktatur und für demokratische Veränderungen gekämpft haben, schuldig.“
Der Putsch erfolgte nur ein Tag nach dem Besuch von Jeffrey Feltman, dem US-Sondergesandten für das Horn von Afrika in Khartum. Feltman besuchte die sudanesische Hauptstadt und rief zu einem demokratischen Übergang zur zivilen Regierung auf. Bereits letzte Woche erhöhten sich die Spannungen im afrikanischen Land, nachdem mehrere politische Parteien und Gruppen eine Demonstration zur Auflösung der Regierung organisierten, während Minister gegen die Perspektive einer militärischen Herrschaft protestierten.