Mit Lobbyismus-Aktivitäten versuchen einige Staaten einen zentralen Klimabericht für die UN-Klimakonferenz zu ändern, haben geheime Dokumente enthüllt. Demnach soll die UN überzeugt werden, die Notwendigkeit zum Ausstieg aus fossilen Energien herunterzuspielen.
Zwischen dem 31. Oktober und 12. November wird die 26. UN-Klimakonferenz „COP26“ in Glasgow stattfinden. Die Konferenz, an der mehr als 190 Staats- und Regierungschefs teilnehmen werden, soll Staaten zusammenbringen, um das Erreichen der Ziele des Pariser Klimaabkommens und der Klimarahmenkonvention der Vereinten Nationen zu beschleunigen, so die UN.
Im Hintergrund versuchen jedoch einige Staaten durch gezielten Lobbyismus den gesetzten Zielen der Klimakonferenz entgegenzuwirken, enthüllte BBC News unter Berufung auf Zehntausende durchgesickerte Dokumente. Staaten wie Saudi Arabien, Japan und Australien sollen dabei versucht haben, den für die Klimakonferenz zentralen IPCC-Bericht abzuändern. Das Ziel war es, den Ausstieg aus der Fossilenergie weniger dringlich zu zeigen.
Die IPCC-Berichte werden alle sechs bis sieben Jahre von Forschern zusammengestellt und von Regierungen herangezogen, um Schritte gegen den Klimawandel zu vereinbaren. Laut der BBC argumentieren einige Staaten und Organisationen in durchgesickerten Dokumenten, die Welt habe es im Gegensatz zum Vorschlag im Bericht nicht notwendig, schnell aus fossilen Energien auszusteigen.
So fordere ein Berater im saudischen Ölministerium die Entfernung von Phrasen wie „die Notwendigkeit für eine dringende und beschleunigte Abschwächung in allen Ausmaßen“ aus dem Bericht. „Der Fokus von Dekarbonisierung im Energiesektor muss auf dem schnellen Wechsel zu kohlenstofffreien Quellen und dem aktiven Ausschluss fossiler Energien liegen“ sei zudem eine weitere Schlussfolgerung des IPCC-Berichts, gegen den der saudische Berater Einspruch erhob.
Daneben habe ein hochrangiger australischer Regierungsbeamter dem Entschluss zur Schließung von Kohlekraftwerken widersprochen, so die BBC. Australien soll auch gefordert haben, sämtliche Referenzen zu einer Analyse über den Einfluss von Fossilenergie-Lobbyisten in Bezug auf Abschwächung von Aktionen gegen den Klimawandel zu entfernen. Während Saudi Arabien eines der größten Ölproduzenten der Welt ist, ist Australien ein führender Kohleexporteur.
In Lobbyismus-Aktivitäten verwickelte Staaten und Organisationen, darunter auch China, Argentinien, Norwegen und OPEC, setzen bei ihrer Argumentation gegen Teile des Berichts hauptsächlich auf CCS-Technologien. Dabei handelt es sich um CO2-Abscheidung und Speicherung. Diese Technologien könnten der Schlüssel zur Verringerung von CO2-Emissionen bei fossilen Energien sein, doch obwohl der Bericht die mögliche Rolle von CCS zur Kenntnis nimmt, setzt er Zweifel an der Realisierbarkeit. Es sei eine „große Ambiguität gegeben, zu welchem Ausmaß fossile Energien mit CCS den 2 Grad und 1,5 Grad-Zielen des Pariser Abkommens entsprechen würden“, unterstreicht der Bericht.
Gegenüber der BBC verteidigte OPEC die bisherige Position. Um Emission zu verringern gebe es mehrere Wege und man müsse alle in Betracht ziehen. „Wir müssen alle vorhandenen Energien nutzen, darunter auch saubere und effizientere technologische Lösungen, um Emission zu verringern und sicherzustellen, dass niemand zurückfällt“, betonte die Organisation gegenüber der BBC.
Der IPCC gab an, die Prozesse der Organisation seien gegen Lobbyismus von allen Seiten geschützt. „Der Beurteilungsprozess ist absolut fundamental für die Arbeit des IPCC und zudem eine große Quelle der Stärke und Vertrauenswürdigkeit unserer Berichte“, hieß es in einem Kommentar gegenüber der BBC.